Pressestimme zum Stück Thomas auf der Himmelsleiter

Quelle: unbekannt vom 1974-00-00
Laienspieler aus "Spaß an der Freud" Welche Gründe sind es wohl, die Menschen zu einer Laienspielgruppe zusammenführen? Den Mitmenschen Freude zu schenken und selbst "Spaß an der Freud" zu haben! Von dieser Überlegung mußten die Laienspieler der Dompfarrei ausgegangen sein, bei ihrer Aufführung am Dienstagabend im Kolpinghaus mit dem heiteren Stück in drei Akten "Thomas auf der Himmelsleiter" von Maximilian Vitus. Das Stück, in bayerischer Mundart ursprünglich geschrieben, erhielt einen besonders reizvollen Akzent durch den fränkisch-bayerischen Zungenschlag der mit bester Spiellaune ausgestatteten Darsteller. An und für sich ein "Volksstück", das ob seines Inhalts, vom Publikum schnell aufgenommen wird, entbehrt es nicht tragisch-komischer Züge, die den Thomas Nothaas (Georg Kempa), ein armer Dorfschuster mit poetischer Ader so bedauernswert liebenswert machen. Seine durch einen Zahlungs- und Räumungsbefehl zusätzlich sehr bedrängte Lage bringt ihn auf die Idee, seine geistigen Produkte, sprich "Versl" und "Theaterstückl" den Theateragenturen und Verlagen zu verkaufen. Wie er durch diese Reise nach München ganz verarmt, sich als Toter in der Zeitung liest und trotzdem sein Glück findet - seine Jugendliebe wird schließlich seine Frau - war mit viel Sorgfalt und Einfühlungsvermögen von Rolf Düchting inszeniert.War der "Thomas" schon von seiner Rolle her sehr feinfühlig, wenn nicht gar schüchtern angelegt, so war sein größter Feind, der Ochsenbauer (Wolfgang Endres), bei dem der kleine Hans Sachs eine windschiefe Schusterwerkstatt gemietet hatte, ein poltender schlitzohriger und nur auf seinen Vorteil bedachter Zeitgenosse.Kuni (Bertha Huth), als mütterliche Haushälterin und Wastl (Peter Buschkühl), als Schustergesell gehörten zum "Nothaas-Haushalt"; sie standen beide fest in ihren Rollen und bewältigten sie mit Bravour. Sie hatten wegen ihrer herzerfrischenden Art sofort den Kontakt zum beifaIlfreudigen Publikum gefunden.Eine "Neuentdeckung" im Spieerensemble war Maria Bauer, die des Ochsenbauers Tochter Zensl in gekonnter treu-dümmlicher Manier darstellte. Regina Schönbichler (Barbara Stein) - frühere Meisterin des Thomas und zum Schluss seine Frau - strahlte in ihrer Rolle überzeugt die notwendige Sorge und Liebe aus. Die vierte weibliche Rolle war mit Gertraud Bauer besetzt; man glaubt ihr die vornehme Dame, die sich schließlich als Verlegerin entpuppt.Recht zackig im Auftreten und großspurig die Obrigkeit vertretend war der Gendarm (Herbert Klühspies). Als "schneeeeeeller" Protokollant assistierte er Kommisasar Grill (Dieter Haertel), der mit kriminalistischem Sachverstand alles weitere klärte.Köstlich die Szene: Wastl und der Bezirksarzt (Franz Stein), bei der jeder den anderen als "spinnert" ansah. Zwei geschulte Sanitäter (Arthur Göbel und Josef Michelfeit) verstanden wahrhaftig ihr Handwerk, als sie den tobenden Ochsenbauer als den vermeintlichen Schizophrenen mitnahmen.Das realistische Bühnenbild - ländliche Schusterstube mit allem ärmlichen Komfort - (eine Eigenschöpfung der bunt zusammengewürfelten Theatergruppe), die dezenten Masken (Franz Göbel) und die effektvolle Beleuchtung waren weitere Pluspunkte für die wohl gelungene Aufführung, Nicht zu vergessen darf die Souffleuse (Anita Endres), die dank der guten Einstudierung als "Rückversicherung" zugegen war, aber nicht in Aktion treten musste. Kein Wunder also, dass das volle Haus nicht mit Beifall - auch auf offener Bühne - geizte.fh